Nicosia ist die einzige geteilte Hauptstadt der Welt. Seit die Türken 1974 den nördlichen Teil der Insel besetzt haben, ist die Stadt in einen türkischen und einen griechischen Teil getrennt. Bis heute wird der türkische Teil nur von Ankara anerkannt, alle anderen Länder verweigern ihre Anerkennung.

Mit dem öffentlichen Bus möchten wir fahren. Die Haltestelle gleich links, heißt es. Nach einer Stunde warten erscheint aber immer noch kein Bus nach Nicosia. Der Bus hat auch keine Nummer, das wäre viel zu einfach. Er hat ein Schild hinter der Windschutzscheibe auf dem erst auf griechisch und dann mit lateinischen Schriftzeichen Nicosia steht. Unser geübtes Leseauge fängt natürlich immer links an und arbeitet sich dann tapfer nach rechts durch. Sprich: Bis ich gelesen habe, dass das unser Bus ist, ist er auch fast schon auf Augenhöhe. Wild winkend gebe ich ihm zu verstehen, dass wir gerne mitfahren möchten. 5 Meter weiter, halb auf der Straße, bleibt er stehen. Überglücklich, dass es endlich geklappt hat, rennen wir zur Bustür. Dort erwartet uns ein mies gelaunter Busfahrer, der uns anraunzt, dass er hier gar nicht halten dürfe und überhaupt hätten wir ihn ja eigentlich durchgewunken usw. Tschuldigung, wusste ja nicht, dass man sich auf Zypern auf die Straße schmeißen muss, dass ein Bus anhält. Oder welche Zeichen hatte er gemeint? Stopschild um den Hals tragen? Mit Fähnchen winken? Bevor wir wieder rausgeworfen werden, halten wir die Klappe und sind rund 1,5 Stunden später für ein paar Euro in Nicosia.

Der griechische Teil wartet mit modernen Geschäften und Einkaufsmeile auf. In den Nebenstraße sind viele einfache Lockale mit geselligen Leuten an typschich weiß-blauen Tischen zu finden. Zu späterer Stunde ist hier einiges los und die aufgeweckte Stimmung ist sehr einladend.

Kaum am Ende der Einkaufsmeile angekommen, befinden wir uns überraschend vor der aus Container bestehenden „Grenzkontrolle“. Ja, hier muss der Pass gezeigt werden und man wird ordentlich beäugt. Keine 500m weiter befindet man sich wirklich in einem anderen Land. Hier reichen sich in eher Garagen ähnelnden Läden Gewürze, Stoffe, Teppiche und Tees. Der orientalische Touch ist sofort greifbar und überrascht uns mit einer vermeintlichen Reise in eine andere Zeit. An vielen Gebäuden sind immer noch Einschussspuren zu sehen und geben uns das Gefühl, dass die Besetzung nicht allzu lange her ist. Die Gebäude verfallen, bis auf ein paar wenige wieder hergerichtetete Touri-Sehenswürdigkeiten. Viele Läden und Kneipen sind verlassen, die Markthalle ist bis auf ein paar Schaal- (echt Pashmina 😉 und Gemüseläden gruselig leer. Aber irgendwie hat das Flair. Erst recht als später alle ihre Stühle packen und auf die Straße sitzen, Gitarre gespielt wird und lautes Lachen durch die lauwarme Nacht schallt. Hier könnten wir es durchaus noch ein wenig aushalten, aber der Bus wartet nicht auf uns.

Vielleicht gefällt dir auch das: