Ich sitze um 5 Uhr morgens im Flieger von Doha nach Kathmandu. Neben mir ein superschüchternen Nepali, der sich nicht mal getraut, mich anzuschauen. Die Sonne geht auf und ich habe die richtige (linke) Fenstersseite erwischt um die gigantischen Schneeriesen zu sehen, die ihre Köpfe durch die Wolken strecken – das Himalaya-Gerbirge! Ich finde es einfach nur fantastisch, kann mein Glück kaum fassen. Am liebsten würde ich meinen Nebensitzer ein „Oh ist das schön! Was für Anblick zur Begrüßung!“ um die Ohren hauen, aber der ist wenig beeindruckt und spricht ja auch nicht mit mir.
Kaum aus dem Flughafengebäude raus, stehen dort bestimmt 100 Taxis mit minimum genau sovielen Fahrern und fallen über mich her. Taxi? Where are you from? I drive you! Ein klappriges kleines Auto bringt mich nach meiner ersten zögerlichen Preisverhandlung zu meinem Hostel mitten im Touri-Viertel Thamel. Mein 8-Bettzimmer mit Stockbetten schafft es zwar nicht in die Sternekategorien, ist aber ganz okay. Die Dusche ist in der Toilette. Also so, dass man fast in der Toilette steht und auch garantiert alles nass wird. Nach 10 Minuten kriecht ein Typ aus seinem Bett, begrüßt mich und erklärt mir dann auch gleich, dass er ein Alkoholproblem hat. Na toll, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Hoffentlich lässt er mich in Ruhe und torkelt nicht jeden Abend besoffen durchs Zimmer. Kurz darauf spricht mich ein junges Mädchen aus Australien an. Mit gerade mal 19 Jahren tingelt sie seit einem halben Jahr durch Asien. Respekt! Wir haben beide Hunger gehen in der Nähe etwas Essen. Uhhhh schaaaaarfffff! Da muss ich mich wohl auch erst dran gewöhnen. Später setzen wir uns an die Hostelbar und Peter aus Slowenien kommt mit einer Flasche Slibowitz ums Eck. „This is a fantastic drink from my home! Do you want one?“ und lädt auch gleich noch die anderen herumsitzenden Barbesucher ein. Unsere bunte Truppe aus Frankreich, Elfenbeinküste, England, Deutschland, Australien, Slowenien und dem Nepali-Barkeeper hat sich schnell gefunden und sehr viel Spaß mit Slibowitz und Nepali-Songs.
Die nächsten Tage verbringen ich mit Agentursuche (für meine Trekking-Tour), Sightseeing und lustigen Abenden in Thamel. Ich bin völlig geschockt von den Menschenmengen und vor allem von den durch die Menge fahrenden Rollern und Autos. Gehwege gibt es in unserer und vielen anderen Straßen keine, ständig wird gehupt und mit maximal 10 cm vorbeigefahren. Zusätzlich quatschen einen ständig die Ladenbesitzer an, ob man nicht in ihr Geschäft kommen möchte. Die Straßen bestehen oft nur aus Staub und Steinen, viele Straßenhunde rennen zwischen den Menschen herum. Ich brauche tatsächlich 3 Tage um mich an das Ganze einigermaßen zu gewöhnen und wieder etwas lässiger durch die Straßen laufen zu können.
Im September/Oktober ist Festival-Zeit, in der alle möglichen religiösen Feste gefeiert und Gottheiten verehrt weden. So auch die Kindsgöttin Kiruna, die nur zu bestimmten Anlässen aus dem Haus darf. Da ich gerade auf dem Durbar-Square bin, schaue ich mir das Spektakel an. Die Nepalesen sind unglaublich höflich und nett zu ausländischen Gästen. Sie bieten uns die besten Plätze an und treten lieber einen Schritt zurück. Überhaupt bekommt man bei soviel Respekt und zuvorkommenden Verhalten direkt ein schlechtes Gewissen! Was sind wir Deutschen doch für Rüpel. In Direktheit und Ego-Denken oft nicht zu übertreffen… Stupas, Königshäuser und Tempel sind mit den bunten Gebetsfahnen behängt. Die Farben grün, blau, rot, gelb und weiß stehen für Erde, Wasser, Feuer, Luft und das Göttliche. Die auf den jeweiligen Fähnchen bedruckten Gebete in Form von Mantras sollen mithilfe des Windes dem Himmel zugetragen werden. Dazu werden die Fahnen aufgehängt, aber erst bei vollständiger Verwitterung erreichen die Gebete den Himmel. Ist das nicht schön?
Nach 4 Tagen wage ich mich an mein Traumziel und die Riesenherausforderung: Trekking im Himalya – rauf auf 5400m!