Über den Titicacasee mit seinen schwimmenden Häusern reise ich nach Peru ein. Ich komme in den Genuss meiner ersten Nachtfahrt mit dem Bus auf dem Weg nach Cusco. Was soll ich sagen. Viele Reisende schwören auf Nachtfahrten, weil man sich die Kosten für ein Hostel und einen Tag Reisezeit spart. Für mich sind ist sie einfach nur grauenvoll. Ich kann überhaupt nicht schlafen, der doppelstöckige Bus schwankt und wackelt, dass ich mehr als einmal denke, „Jetzt ist es soweit, jetzt kippt er um!“. Der Busfahrer scheint gut drauf zu sein, jedenfalls fährt er ständig mit überhöhter Geschwindigkeit (es gibt extra eine Geschwindigkeitsanzeige für die Fahrgäste). Und das soll eine der sichersten Busgesellschaften Perus sein? Der Bus hält nicht einmal, sprich, der Busfahrer fährt unglaubliche 8 Stunden am Stück! Der Begriff Sicherheit muss hier wohl nochmals neu definiert werden.

Ich besuche Machu Picchu. Bilderbuchgleich zeigt er sich nach dem Verschwinden der ersten Nebelschwaden. Fantastisch gelegen, mitten in grünen Riesenhügeln. Die alten Inca-Ruinen haben ihren ganz eigene magische Anziehungskraft und sind trotz absolutem Touristenziel ein gut erhaltenes Meisterwerk einer längst vergangenen Kultur. Das nächste Ziel: Rainbow Mountains. „Warum tue ich mir das immer wieder an?“ frage ich mich. Ich weiß es nicht! Auf den 2 Stunden zum Gipfel auf 5200 m, muss ich alle paar Schritte stehen bleiben, um wieder genügend Sauerstoff zu bekommen. Aber, geschafft! Auf dem Gipfel weht ein eisiger Wind, die Daunenjacke, Mütze und Handschuhe kommen nach langer Zeit mal wieder zum Einsatz. Die Berge, die aussehen, als wenn jemand farbigen Sand Schicht für Schicht aufgeschüttet hätte, bestechen durch farbenfrohe Schönheit. Ich möchte diesen fantastischen Anblick natürlichen Wunderwerks dauerhaft auf einem Foto festhalten, was mir ein weiteres Mal nicht mal annähernd gelingt. Wieder unten angekommen, feiern die indigenen Völker der Umgebung heute den „Tag der Frau“ mit fantastischen bunten Kleidern und traditionellen Tänzen. Ein großartiger Anblick! Lustig feiernde Frauen, Männer und Kinder inmitten mit „grünem Moos“ bedeckter Berge. Die habe ich sowieso sofort ins Herz geschlossen: Sie sehen aus, als wenn sie jemand mit Samt bezogen hat – weich und angenehm, und das in einer Höhe von 4000m.

Ich reise weiter Richtung Süden, erwandere den Colca-Canyon, sehe meinen ersten Kondor und entdecke das Städtchen Arequipa. Von dort aus geht’s entlang der Küste weiter. Kurz nach Arequipa verwandelt sich die Landschaft. War es eben noch grün, umgibt uns jetzt sandige Wüste bis hin zur Steilküste, an der wir entlang fahren. Es geht erst zu einem kleinen Zwischenstopp an die Nazca-Linien. Erstaunlich sind sie schon. Vom Boden aus nicht wirklich zu erkennen, nur ca. 20 cm tief, ergeben Sie vom Aussichtsturm (oder Flugzeug aus) verschiedene Bilder: einen Baum, eine Ameise, ein Salamander… Und kein Mensch weiß, wie sie dahin gekommen sind.

Unser heutiges Ziel ist aber Huacachina, eine kleines Oasendörfchen mitten in der Wüste. Und endlich stehe ich in einer Wüste, wie ich sie mir vorstelle. Dünen wohin das Auge schaut, sonst nichts. Es ist St. Patricksday und in dem kleinen Dörfchen herrscht Partystimmung. Ein Sandbuggy-Sandboardingfahrt tut ihr übriges. Es ist wie Achterbahn fahren, mit ungewissen Ausgang. Alle johlen, schreien vor Angst und stürzen sich auf umgebauten Snowboards die Sanddünen hinunter.

Die letzte Düne ist unglaublich hoch. Da stehe ich mit 20 anderen erst einmal da und schaue die Düne hinunter, minutenlang. Ich denke: „Ne, das packe ich nicht!“. Die beiden Mädels aus meinem Hostel sind ebenfalls sehr skeptisch. Die ersten beiden Männer legen sich aufs Brett und sausen hinunter. Sie werden kleiner und kleiner und noch kleiner, oh my god, noch kleiner… Wie lange ist die diese Düne? Nach und nach trauen sich alle, bis wir nur noch zu dritt oben stehen. Wenn alle das können, dann wir auch! Und schon geht’s los. Es ist steil, der Wind nimmt mir den Atem, krampfhaft halte ich die Schlingen des Boards fest, aber es geht immer noch weiter nach unten. Noch steiler, der Wind pustet Sand in mein Gesicht, weiter, weiter und dann kommen am Schluss noch ein paar Bodenwellen, die von oben gar nicht zu erkennen waren. Da schieße ich unsanft drüber und komme ein paar Meter später zum Halten. Juhu, geschafft! Ein bisschen Stolz bin ich schon auf mich…

In Lima lande ich aus Versehen in einem Partyhostel. Tja, was soll ich sagen. Außer ein paar Stadtführungen sehe ich nicht so viel, lerne aber mit Sicherheit die meisten Leute in kürzester Zeit kennen. Perfekt zur Erholung sind danach ein paar Tage als einziger Hotelgast am verlassenen Strand von Los Organos im nicht so bekannten Norden Perus.

Und dann geht’s auch schon weiter nach Ecuador. Mit dem Bus. Über die Grenze. Da kursieren ein paar unschöne Stories im Internet von Überfällen auf Busse und so weiter. Wird schon klappen…